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Stand und Perspektiven der digitalen Transformation des Einkaufs




Mann mit Aktentasche und Zeitung in der Hand

Die Digitalisierung übt schon seit Jahren einen massiven Einfluss auf Unternehmen aus. Digitale Geschäftsmodellinnovationen verändern ganze Branchen. Technische Neuerungen in den Bereichen Vernetzung, Analyse großer Datenmengen und Künstliche Intelligenz können zu einer neuartigen Kundenbegeisterung führen und damit bisherige Wettbewerbsverhältnisse vollkommen verändern. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, sämtliche Funktionen und Abteilungen auf den Prüfstand zu stellen, damit die digitale Transformation gelingen kann. Auch im Einkauf ist die Digitalisierung im vollen Gange.

Schon seit geraumer Zeit gibt es den sogenannten Elektronischen Einkauf (E-Procurement): Die Suche nach Produkten und Lieferanten erfolgt auf digitalen Marktplätzen, sämtliche operative Vorgänge im Bestellwesen sind digitalisierbar und vielfältig automatisierbar. Gerade jetzt stellt sich aber die Frage, wie es weitergehen wird. Unter dem Stichwort Einkauf 4.0 wird von vielen Expertinnen und Experten prognostiziert, dass die neuen informationstechnischen Möglichkeiten den Einkauf komplett revolutionieren werden. Big Data, Cloudlösungen und Künstliche Intelligenz werden möglicherweise einen Großteil der operativen Aufgaben des Einkaufs überflüssig machen. Die Gefahr von Arbeitsplatzverlusten ist nicht von der Hand zu weisen. Gleichzeitig entstehen jedoch auch Informationsvorsprünge, die den Unternehmen strategische Wettbewerbsvorteile verschaffen. Für den Einkauf selbst wird dies alles zu einer Existenzfrage: Zwischen Abstieg in die Bedeutungslosigkeit und Aufstieg zur dominierenden Funktion im Unternehmen erscheint derzeit alles möglich.

Leerer Meetingraum

Der Lehrstuhl für Produktionswirtschaft und Industriebetriebslehre der Universität Bayreuth erforscht seit Jahren in Kooperation mit der Praxis (z.B. Siemens, Conadeo u.a.) die Entwicklung der Digitalisierung im Einkauf. Es zeichnen sich erste Konturen einer Entwicklung ab, einige euphorische Prognosen werden aber vermutlich zu revidieren sein. Wie in anderen Bereichen auch kann die Digitalisierung ihre Stärken immer dann ausspielen, wenn es erstens um die Analyse großer Datenmengen aus unterschiedlichen Datenquellen und/oder zweitens um Zufallsabhängigkeiten und schwer zu kalkulierende Risiken geht. So finden sich die erfolgreichsten praktischen Anwendungen derzeit im Bereich der Bedarfsprognose von Instandhaltungsmaterialien von Fahrzeugen, weil unterschiedliche Datenquellen (wie technische Daten des Fahrzeugs, Standort- und Wetterdaten) zusammengeführt und bessere Aussagen über Ausfallwahrscheinlichkeiten getroffen werden können. Ähnlich positive Effekte können sich bei der Lieferantenbeurteilung, der Suche nach neuen Produkten und Lieferanten oder dem Risikomanagement ergeben. Zudem können Techniken wie RPA (Robot Process Automation) und RFID (Radio Frequency Identification) tatsächlich viele operative Standardtätigkeiten stark vereinfachen, aber vermutlich nicht komplett ersetzen. Auf jeden Fall entsteht ein erheblicher Weiterbildungsbedarf für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Tendenz zu Einkauf 4.0 wird aber auch an Grenzen stoßen. Am Ende des Tages sind die Beziehungen zwischen einem Unternehmen und seinen wichtigsten Lieferanten immer auch soziale Interaktionen, die Vertrauen und Verlässlichkeit benötigen. Wer kurzatmige Facebook- oder Twitter-Einträge zur Lieferantenbewertung heranzieht, ist vermutlich nicht gut beraten. Auch Preisverhandlungen mit Datenbrillen, die Auskunft über den emotionalen Zustand des Gegenübers geben, sind wohl einer der aktuell diskutierten Szenarien, über die man sich in ein paar Jahren eher amüsieren wird.

Vor diesem Hintergrund bietet die Campus-Akademie der Universität Bayreuth einen neu gestalteten Zertifikatslehrgang "Einkaufsmanagement im digitalen Zeitalter" an. Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Einkauf, Beschaffung, Materialwirtschaft und Logistik erhalten die Möglichkeit, sich individuell weiterzuentwickeln, um ihre tägliche Arbeit im Unternehmen zu professionalisieren. Der Intensivkurs soll die Teilnehmenden darauf vorbereiten, mit den steigenden Anforderungen des Einkaufsmanagements Schritt zu halten, und entsprechende Instrumente an die Hand geben. Weiterführende Informationen zum Zertifikatslehrgang erhalten Sie hier.

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